Capoeira ist ein in Brasilien entstandener Kampf, mit Wurzeln in dem afrikanischen Kontinent. In diesem Text werden wir über ihren Ursprung erzählen.
Die Geschichte der Capoeira ist mit der Geschichte Brasiliens verbunden. Nach der Entdeckung Brasiliens durch die Portugiesen haben diese ein ausbeuterisches Kolonialsystem sowie den Handeln mit afrikanischen Sklaven in großen Skalen betrieben. In unterschiedlichen Regionen Afrikas (Angola, Guiné, Costa da Mina) wurden Afrikaner gekauft, in Brasilien verkauft, um anschließend als Arbeiter auf Zuckerrohrplantagen zu dienen. Die versklavten Afrikaner lebten auf den Plantagen des „senhor de engenho“ (Besitzer einer Zuckerrohrplantage), in den sogenannten senzalas, unter menschenunwürdigen Bedingungen.
Wegen ihrer Abstammung aus unterschiedlichen Regionen Afrikas brachten die Afrikaner auch unterschiedliche Sprachen und Bräuche nach Brasilien mit. Absichtlich wurden Afrikaner aus verschieden Völkern in dem neuen Land untereinander vermischt, um ihre Verständigung zu erschweren.
Infolgedessen gab es in Brasilien eine Mischung afrikanischer Kulturen, die es in Afrika selbst nicht gab. Unter so vielen Bräuchen waren die Musik, Religion, Küche sowie die Kämpfe aller Völker vertreten. In Brasilien haben sie sich vermischt, was zur Entstehung verschiedener afro-brasilianische kulturelle Manifestationen führte, auch der von Capoeira. Bis es so weit war und die Capoeira auch zu ihrem Namen kam, fanden eine Reihe von Fakten und Ereignissen statt.
Die versklavten Afrikaner nutzten ihre Kämpfe bei dem Versuch, sich vom Leben in den Sklavenunterkünften zu befreien. Sie wurden dabei vom „capitão do mato“ (eine Art Sklavenaufseher) verfolgt und verteidigten sich mit diesen Schlägen und Körperbewegungen, um in den Wald zu entkommen. Einmal frei, gründeten sie die sogenannten „quilombos“ (ein Dorf im Wald, in dem sich geflüchtete Afrikaner versteckten und mit einer gewissen Freiheit lebten). Als der Sklavenaufseher ohne den entkommenen Afrikaner auf die Plantage zurückkam, fragte der „senhor de engenho“ nach seinem Sklaven. Als Antwort bekam dieser: „Der Geflüchtete schlug mich in der Capoeira“. Dieser Begriff stand für den Ort, wo der versklavte Afrikaner seinen Verfolger schlug (Capoeira bedeutet Unterholz, gerodete Urwaldlichtung, brachliegendes Feld).
Capoeira-Stile
Kommen wir nun zu Capoeira Angola und Capoeira Regional.
Als Capoeira aus der Phase des Kampfes für die Freiheit in eine kulturelle Manifestation übergeht, war sie schon als CAPOEIRA bekannt. Als kulturelle Manifestation wird sie mit Instrumenten, Musik und in rodas von Capoeira praktiziert (hier beziehe ich mich auf capoeira aus Bahia, welche wir derzeit praktizieren). Mestre Bimba hat aber eine eigene Vision und plädiert für eine andere Capoeira. Wie er sagte: „Ich wollte eine Capoeira kreieren, die wieder zum Kampf zurückkehrt. Weil die Capoeira, die wir damals praktizierten, eine reine Demonstration für Touristen war.“ Er schuf die Luta Regional Baiana, die später den Namen Capoeira Regional erhielt. Nach der Etablierung dieser Bezeichnung wurde die Frage gestellt: Wenn die von Mestre Bimba gelehrte capoeira Regional heißt, wie heißt die bis dato praktizierte capoeira? Sie wurde als Capoeira Angola genannt, in Erinnerung an ihre afrikanischen Wurzeln.
Capoeira Angola hat Mestre Pastinha als ihre Hauptmeister. Er hat diese nicht erschaffen, er wurde aber zu ihrem Hüter ernannt. Mestre Aberrê, ein ehemaliger Schüler Mestre Pastinha nimmt ihn zu einer bekannten Roda mit, Treffpunkt der größten Capoeira-Mestres in Bahia. An diesem Tag erhielt Mestre Pastinha von den anderen Mestres die Verantwortung, sich um Capoeira Angola zu kümmern.
Obwohl es zu dieser Zeit noch andere Mestres gab, sind Mestre Pastinha und Mestre Bimba die bekanntesten und am besten erforschten Mestres.
Zusammenfassend können wir sagen, dass wir Capoeira Angola und Capoeira Regional als Capoeira-Stile und Mestre Pastinha und Mestre Bimba als die wichtigsten Mestres von Capoeira haben. Mestre Pastinha als Wächter von Capoeira Angola und Mestre Bimba als Schöpfer von Capoeira Regional.
Überschrift #1: CAPOEIRA ANGOLA
Capoeira Angola hat ihre Besonderheiten. Wie wir bereits wissen, hat die Capoeira Angola Mestre Pastinha als ihren Meister. Ihm verdanken wir die Farben Gelb und Schwarz als offizielle Farben der Capoeira Angola. Grund dafür war die Tatsache, dass diese die Farben seiner Fußballmannschaft Ipiranga waren. Die Uniform bestand aus einem gelben Hemd und einer schwarzen Hose. Capoeira Angola wird nicht barfuß praktiziert, sondern mit Schuhen oder Tennisschuhen/Sportschuhen.
In Capoeira Angola wird die Graduierung nicht anhand von cordas oder cordéis erkannt. Die zwei annerkannten Graduierungen sind Treinel und Mestre.
Was die Musikalität betrifft, ist die Verwendung von drei Berimbaus charakteristisch (Gunga, Médio und Viola), Atabaque, Pandeiro, Reco-reco und Agogô. Das wäre die grundlegende Formation der Bateria der Capoeira Angola.
Die bekanntesten berimbau Tonsequenzen von Capoeira Angola sind Angola, São Bento Pequeno de Angola, São Bento Grande de Angola, Jogo de Dentro und Angola Dobrada.
Normalerweise in einer roda von Capoeira Angola spielt der Berimbau Gunga Angola, der Berimbau Médio São Bento Pequeno und der Berimbau Viola spielt São Bento Grande de Angola und Variationen.
Das Ritual der roda geht wie folgt. Er fängt mit einer Ladainha (oder Chula) an, gefolgt von einer Saudação. In diesem Moment ist das Spielen in der roda nicht erlaubt. Dafür warten zwei Capoeiristas hockend am Fuße der Berimbaus auf den Beginn der Corridos (oder Chulas). Diese sind die Art von Liedern, zu denen das Spielen erlaubt ist. Von da an entwickeln sich die Spiele, bis Abschiedslieder gesungen werden, wie z.B. „Adeus, Adeus“, was auf das Ende der roda hindeutet.
Überschrift #2: CAPOEIRA REGIONAL
Capoeira Regional wurde von Mestre Bimba geschaffen und hat seine ganze Essenz in ihm. Bei Capoeira Regional gibt es auch keine cordas oder cordéis. Dafür gibt es Schals in verschiedenen Farben (blau, gelb, rot und weiß), wobei jede Farbe eine andere Lernstufe darstellt.
Der blaue Schal ist für einen graduierten Schüler, der gelbe und der rote Schal repräsentieren Spezialisierungen in Capoeira und der weiße Schal ist für Mestre. Die Titel in Capoeira Regional sind Aluno Formado, Professor und Mestre.
Die Unterrichtsmethoden von Capoeira Regional wurden von Mestre Bimba entwickelt. Wir haben die „Sequenzen von Capoeira Regional“ (Angriffe und Verteidigungen simulieren ein Capoeira-Spiel, aufgeteilt in 8 Teile), die „cintura desprezada“ (Projektionsbewegungen, bei denen der Schüler lernt, seinen Trainingspartner zu projizieren, sowie projiziert zu werden, um anschließend auf den Füßen zu landen) und die „esquetes“ (simuliertes Spiel zwischen Schülern mit Angriffen, Abwehr und Projektion).
Mestre Bimba kreierte auch Zeremonien in der Capoeira Regional wie Batizado, Formatura und Especializações.
Was die Musikalität betrifft, ist charakteristisch für die Capoeira Regional der Einsatz von nur einem Berimbau, der ein sehr markantes Timbre hat, und zwei Pandeiros. Das entspricht der Formation der Bateria der Capoeira Regional, welche als Charanga bekannt ist.
Die bekanntesten berimbau Tonsequenzen von Capoeira Regional sind: São Bento Grande de Regional, Banguela, Iúna, Santa Maria, Idalina, Amazonas und Cavalaria.
In einer roda der Capoeira Regional wird das Spiel von der Tonsequenz beeinflusst. Iúna ist eine ganz besondere Tonsequenz. Wenn er gespielt wird, dürfen nur Schüler in der roda spielen, die bereits den blauen Schal haben. Dabei wird auch nicht gesungen und die capoeiristas müssen mindestens zwei Projektionsbewegungen ausführen.
Das Ritual der roda bei der Capoeira Regional beginnt mit dem Singen einer Quadra, gefolgt von einer Saudação. Zu beiden Arten von Liedern wird nicht gespielt. Anschließend werden die Corridos gesungen, Lieder, zu der die capoeiristas in der roda spielen dürfen.
Überschrift #3: CAPOEIRA-MUSIKALITÄT
Videos über Musikalität in Capoeira:
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